Todesqual by Ellis Robert

Todesqual by Ellis Robert

Autor:Ellis, Robert [Ellis, Robert]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
Herausgeber: Random House DE
veröffentlicht: 2012-09-04T19:34:58+00:00


33

Sie konnte nicht. Obwohl Novak darauf bestanden hatte, dass sie den Tatort verließ, den Tag freinahm und sich ausruhte, konnte sie nicht nach Hause fahren. Sie hatte die Tränen in den Augen ihres Partners gesehen und gehört, wie seine Stimme zitterte. Außerdem fand sie, dass er Recht hatte. Aber sie konnte einfach nicht.

Zu Hause war, wo die Erinnerungen wohnten. Das Haus, das sie früher mit ihrem Bruder geteilt hatte.

Die Ampel an der Ecke Franklin Avenue und Gower Street sprang auf Grün um. Die Entscheidung lockte. Als hinter ihr gehupt wurde, bog sie rechts ab und fuhr den Hügel hinunter zum Sunset Boulevard.

Noch immer zitterte Lena am ganzen Leib und war nicht ganz wieder in der Gegenwart angelangt. Erinnerungen waren keine Erinnerungen mehr, und die Vergangenheit lag nicht mehr hinter ihr, sondern ragte drohend vor ihr auf. Irgendwo in der Zukunft lauerte ihre persönliche Geschichte und wartete darauf, umgeschrieben und wiederverwendet zu werden.

Tim Holt war zurück nach L. A. gezogen und hatte Sally und Joe Garcia ein Haus abgekauft. Und nun waren er und seine Freundin tot.

Lena überquerte den Sunset Boulevard und bog an der Gower Gulch in den Parkplatz ein. Eine Schachtel Zigaretten im Drogeriemarkt zu kaufen dauerte nur wenige Sekunden. Ziellos strömten die Minuten vorbei, als sie bei Starbucks einen großen Kaffee, Sonderangebot des Tages, bestellte.

Es war ihre Entscheidung gewesen, sich im Cat N’ Fiddle volllaufen zu lassen, bis die Welt entweder verschwamm oder sie zwang, offenen Auges die Klinge zu schärfen und die entzündete Wunde zu betrachten. Ehe sie sich versah, saß sie wieder im Auto und beobachtete sich dabei, wie sie die Gower Street hinauffuhr, am Hollywood Boulevard links abbog und dann – die Rechtskurve aller Rechtskurven – die Vista del Mar nahm.

Ihr Bruder David war in der Vista Del Mar niedergeschossen worden. Eine einzige Kugel mitten in die Brust.

Lena ging vom Gas, bis sie beinahe Schritttempo fuhr. Links befand sich ein leerer Parkplatz, rechts eine Autowerkstatt mit einem von Stacheldraht gekrönten Maschendrahtzaun. Die Straße endete am Fuße eines kleinen Hügels an einer aufgegebenen kleinen Kapelle. Der Boden war mit gebrauchten Spritzen übersät. Der Müll unzähliger Heroindeals. Reisen zum Mond und zum Heiligen Gral.

Lena fuhr rechts ran und schaltete den Motor ab. Dann lehnte sie sich zurück und nahm den Deckel vom Kaffeebecher. Der Dampf stieg ihr ins Gesicht und wärmte Wangen und Mund, als sie den ersten Schluck trank und der starke Geschmack in ihr Bewusstsein drang. Nach einer Weile ließ sie den Blick über den Becherrand hinweg aus dem Wagen und langsam und bedächtig zur anderen Straßenseite gleiten – zu der Stelle, wo sie vor fünf Jahren die Leiche ihres Bruders gefunden hatte.

Die Stille schwappte in Wellen über sie hinweg. Eine nach der anderen, bis sie den Albtraum endlich zuließ.

Lena hatte in jener Nacht Dienst gehabt und war mit ihrem Partner auf dem Boulevard Streife gefahren, als das Funkgerät ansprang. Ein anonymer Anruf war direkt am Empfang des Reviers von Hollywood in der Wilcox Street eingegangen, ohne dass zuerst die allgemeine Notrufnummer gewählt worden wäre.

Obwohl es dunkel gewesen war, konnte Lena sich noch genau an Marke und Fabrikat des Autos erinnern.



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